Stillberatung auf Instagram & Co.

Stillberatung auf Instagram & Co.

Über die Stillberatung außerhalb der Kliniken.
  • Stillen war noch nie ein Lieblingsthema des Gesundheitssystems. Obwohl die gesamtgesellschaftlichen Kosten des Nichtstillens gut dokumentiert sind, übernehmen die Krankenkassen selbst qualifizierte Beratung durch eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC nur selten.
  • Bei Stillproblemen, die die Nachsorgehebamme nicht in den Griff bekommt, schaut man sich daher logischerweise als Erstes auf Instagram, TikTok & Co. um. Problem: Damit ist man raus aus dem Gesundheitssystem!
  • Die sozialen Netzwerke sind ein unregulierter Marktplatz für Coaches und Influencer. Hier geht es um Werbung und Umsätze. Stillberaterinnen, die in den sozialen Medien posten, tun dies praktisch ausschließlich aus Marketinggründen. Grundsätzlich ist Werbung natürlich erlaubt! Probleme entstehen, weil die Kompetenzen oft unklar sind. Nicht selten erwarten Eltern, die eine Stillberaterin kontaktieren, Diagnose, Therapie und im Anschluss Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Das ist alles nicht realistisch: Diagnosen werden von Ärzt/innen gestellt, Therapien von Therapeut/innen durchgeführt und die Kassenübernahme gibt es aktuell nur im Rahmen der Hebammennachsorge.
  • Weil „Stillberaterin“ kein geschützter Begriff ist, kann man sich mittlerweile gefühlt überall irgendein Stillzertifikat ausstellen lassen. Das macht die Situation für Eltern, die sich in diesem Wildwuchs zurechtfinden müssen, schwierig. Eine Übersicht gibt es hier: Wer ist Wer in der Stillberatung.
  • Und noch ein Problem, über das viel zu wenig geredet wird: Wir haben in Deutschland einen Versorgungsmangel an Therapeutinnen, die mit gesunden Babys am Stillen bzw. Saugen arbeiten können, wenn Stillberatung alleine nicht ausreicht. Die dazu benötigte Kombination aus aktuellen Kenntnissen sowohl zum Stillen als auch zu Saug- und Schluckstörungen wird nirgendwo unterrichtet.
  • Es ist nicht akzeptabel, dass es Müttern mit Stillproblemen derart schwer gemacht wird! Das Ziel muss daher sein, qualifizierte, medizinische Stillberatung ins Gesundheitssystem zu integrieren. Damit alle Familien Zugang zu qualifizierter Stillberatung erhalten, unabhängig vom Einkommen. Wichtig hierbei wären einheitliche Ausbildungsstandards, die nicht nur die Beratung von Familien, sondern auch konkret die therapeutische Arbeit mit Säuglingen ermöglichen.

8. März 2024
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